Moro Reflex

Entstehung:

Der Moro-Reflex bereitet das Nervensystem auf den Umgang mit potentiell lebensbedrohlichen

Gefahren vor. Er bildet sich in der 9. Schwangerschaftswoche und wird zwischen dem

2. und 4. Lebensmonat durch eine reife Schreckreaktion (schnelles Hochziehen der Schultern, Kopfdrehung zur Störquelle und dann bewusste Entscheidung was zu tun ist) abgelöst.

 

Körperliche Reaktionen

Ein plötzlicher Reiz, durch den das Kind sich erschreckt, löst den Moro Reflex aus, der Mund öffnet sich, das Kind atmet heftig ein, dabei werden die Arme aufwärts vom Körper weg bewegt und die Hände öffnen sich. Dann folgt das Ausatmen, die Arme werden an den Körper angelegt und die Hände zu Fäusten geballt. Dieser Bewegungsablauf erfolgt blitzschnell und ermöglicht dem Neugeborenen z.B. den ersten Atemzug.

Parallel macht sich der Körper bereit für Flucht oder Kampf: die Stresshormone Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet, Blutdruck, Puls, Atemfrequenz und Blutzuckerspiegel steigen.

Alle Systeme schalten automatisch auf Notfall - unabhängig davon, ob die Gefahr real ist oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt hat das Baby noch keine Möglichkeit, die Quelle der Bedrohung zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren (reife Schreckreaktion).

Hinweise auf einen persistierenden (bleibenden) Moro Reflex

Kinder mit einem persistierenden (bleibenden) Moro-Reflex fallen Eltern und Pädagogen im Alltag häufig durch ihr besonderes Verhalten auf. Sie sind sehr ängstlich und wirken gestresst. Durch die Ausschüttung von Stresshormonen kann es zu unangemessenem Verhalten  wie Aggression oder Hyperaktivität kommen. Es fällt ihnen schwer, anderen zu vertrauen und sie vermeiden oft ihnen unbekannte Aufgaben und Anforderungen.

Besonders auffällig sind ihre Ablenkbarkeit und ihre schlechte Konzentration. Jeden Reiz nehmen sie wahr. Jede Bewegung, jedes Rascheln  oder geflüsterte Worte, jede Lichtveränderung wird sofort registriert. Konzentriertes Arbeiten, sich in eine Sache vertiefen, ist für diese Kinder fast unmöglich. Normale Alltagssituationen werden wie ein Angriff beantwortet. Moro geprägte Kinder brausen schnell auf, schreien, schlagen, beißen oder rennen in einem unangemessenen Gefühlsausbruch laut weinend auf Mamas Schoß. Die Aggressionen sind primär nicht bösartig und geplant, sondern eher reflexhaft.

 

Ist der Moro-Reflex nie richtig ausgereift, kann sich wiederum keine reife Schreckreaktion ausbilden. Betroffene Kinder reagieren wie auf potentielle Bedrohungen. Sie ziehen sich zurück, werden langsam oder erstarren gar.

Beobachtungen in Alltags- oder Lernsituationen

  • Gleichgewichtsprobleme (Reiseübelkeit), unruhig, zappelig
  • Gefühl von Unsicherheit, Abhängigkeit, Hilflosigkeit
  • niedriges Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen
  • Aufmerksamkeitsdefizite (ADS), extrem leicht ablenkbar
  • schwache Konzentration und Ausdauer, schnelles Ermüden
  • Überempfindlichkeit auf taktile, auditive und/oder visuelle Reize à schnell gereizt, neigt zu häufigen Stimmungsumschwüngen, Überreaktionen und impulsivem Verhalten (ADHS)
  • Schwierigkeiten im Umgang mit Kritik
  • mangelnde Anpassungsfähigkeit, Abneigung gegen Veränderungen
  • Rechtschreibprobleme (Ausblenden bestimmter Tonfrequenzen: s, f,  (Verwechselung b-p, d-t, g-k)
  • Schwierigkeiten beim Abschreiben von der Tafel, da Nah- und Ferneinstellung beeinträchtigt 
  • Koordinationsprobleme beim Ballspielen